Die parietale Osteopathie konzentriert sich auf die Behandlung des Bewegungsapparates.
Das Ziel der cranio-sakralen Osteopathie liegt in der positiven Beeinflussung des cranio-sakralen Rhythmus und einer folgenden Reduktion von Gewebespannungen.
Die viszerale Osteopathie legt ihren Schwerpunkt auf die Behandlung der Eingeweide.
Osteopathie bietet ein breites Spektrum an Herangehensweisen zur Gesunderhaltung und dem Umgang mit Krankheiten an. Die folgenden Prinzipien zur Behandlung und dem Umgang mit Patienten bilden die Grundlagen der Osteopathie:
Wendet der Osteopath diese Prinzipien zur Behandlung von Patienten an, so greift er im Rahmen dieses Konzepts auf den aktuellen Stand von Medizin und Forschung zurück. Praktizierende Osteopathen verstehen klinische Zeichen und Symptome von Patienten als Folgen der Interaktion zahlreicher physischer und nicht-physischer Faktoren. Osteopathie berücksichtigt besonders die dynamische Wechselbeziehung dieser Faktoren und die Bedeutung der Patienten-Therapeuten-Beziehung für den therapeutischen Prozess. Sie ist keine krankheitszentrierte sondern eine patientenzentrierte Form der Gesundheitsfürsorge. Strukturelle Diagnose und manuelle Behandlung sind wesentliche Bestandteile der Osteopathie. Die osteopathische Behandlung wurde als Mittel entwickelt um die physiologischen selbstregulierenden und selbstheilenden Mechanismen im Körper zu unterstützen. Dazu werden jene Bereiche des Körpers angesprochen, die Gewebespannungen, Stress oder Funktionsstörungen aufweisen, welche die gesunderhaltenden neuronalen, vaskulären und biochemischen Mechanismen behindern können.“
Weltgesundheitsorganisation WHO, 2010
(Aus dem Englischen übersetzt)
Osteopathie zu praktizieren, bedeutet vorwiegend mit den Händen zu diagnostizieren und zu behandeln. Auf Medikamente, Instrumente und invasive Eingriffe wird bewusst verzichtet. Denn die Osteopathie will keine Änderungen von außen aufdrängen, sondern diese im Organismus selbst hervorrufen. Jeder Mensch verfügt über Selbstheilungsmechanismen. Die physiologischen und biochemischen Prozesse, die täglich fortan in unserem Inneren ablaufen, ermöglichen es unserem Körper jeden Tag, krankmachenden Faktoren zu widerstehen und ein gesundes Gleichgewicht aufrecht zu erhalten. Selbstheilungskräfte zu aktivieren und zu fördern, ist Kernaufgabe des Osteopathen. Hierbei gilt: "Leben ist Bewegung". Krankheiten entstehen infolge von Einschränkungen der Bewegung. Bewegung bezieht sich jedoch nicht nur auf die Bewegung der Knochen und Muskeln, sondern umfasst jegliche dem Leben innewohnende Bewegung, sei es die der inneren Organe, die des Blutes, die der Lymphe, oder die der neuronalen Impulse.
Dabei ist jeder Patient einzigartig und bedarf einer eigenen Herangehensweise. Der qualifizierte Osteopath verfügt über eine Vielzahl sehr unterschiedlicher, spezifischer Diagnose- und Behandlungstechniken. Diese werden je nach individueller Erfordernis und der zu behandelnden Ebene angewandt. Osteopathische Techniken können deutlich spürbar sein, sind in der Regel aber sanft.
Die osteopathische Diagnose und Behandlung beschränken sich nicht auf jene Bereiche, die Beschwerden zeigen, sondern berücksichtigen, dass jeder Patient eine eigene dynamische funktionelle Einheit darstellt, bei der alles miteinander zusammenhängt und dessen Wohlbefinden von physischen und nicht physischen Faktoren abhängt.
Osteopathie hat einen salutogenen Ansatz. Sie sucht nicht primär nach Beschwerden und Krankheiten, sondern nach der individuellen Gesundheit jedes einzelnen Patienten. Sie gilt es zu erhalten und zu fördern.
Das Suchen, Erhalten und Fördern der individuellen Gesundheit ist kein normierbarer Vorgang, der sich in zeitliche Vorgaben zwingen lässt. Osteopathisch zu diagnostizieren und zu behandeln, bedeutet sich Zeit für seine Patienten zu nehmen. Deshalb dauert eine osteopathische Sitzung unterschiedlich lang, bis zu einer Stunde und mehr.
OSTEOPATHIE ZWISCHEN KRITIK UND EVIDENZ ▼
Die maßgeblichen Kriterien, nach denen die Schulmedizin eine neue Behandlungsform bewertet, sind die der Wirksamkeit, Wissenschaftlichkeit und Wirtschaftlichkeit.
Obgleich die Osteopathie dasselbe anatomische und physiologische Grundlagenwissen wie die Schulmedizin nutzt, wird ihre wissenschaftliche Anerkennung nach wie vor diskutiert. Dies liegt vor allem daran, dass einige grundlegende, von der Osteopathie angenommene, physiologische Abläufe wie jener der primären Respirationsbewegung (PRM) von der schulmedizinischen Forschung bisher noch nicht bestätigt werden konnten.
Ähnlich verhält es sich mit dem Nachweis der Wirksamkeit. Obgleich sich die Osteopathie vielfach in der Praxis bewährt hat, fällt ein objektivierter, mit Kontrollgruppen operierender Wirksamkeitsnachweis per definitionem schwer, da eine osteopathische Behandlung individuell ausgerichtet ist und sich weniger auf die Krankheit als vielmehr auf die Selbstheilungskräfte des jeweiligen Menschen konzentriert.
Auch hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit zeigen sich Schwierigkeiten. Denn obwohl eine osteopathische Behandlung ohne Medikamente, Instrumente und Apparate auskommt und ihr präventiver Behandlungsansatz als entlastend für das Gesundheitssystem gewertet werden kann, stellt die vergleichsweise lange Behandlungsdauer von einer Stunde und mehr ein grundlegendes Problem im Praxisalltag eines Schulmediziners dar.
WIRKSAMKEIT DER OSTEOPATHIE ▼
Trotz all dieser Kritikpunkte konnte sich die Osteopathie während der vergangenen Jahre mehr und mehr im deutschen Gesundheitswesen etablieren und zeigt sich heute als eine von Patienten häufig genutzte Möglichkeit als alternative Behandlung ihrer Erkrankungen.
Ein Grund dafür mag in dem ganzheitlichen Ansatz der Krankheitsbetrachtung liegen, der in der Ursachenforschung nicht selten zu anderen Ergebnissen kommt als der schulmedizinische Blick und damit zwangsweise auch zu anderen therapeutischen Maßnahmen führt. Des Weiteren hat sich die Osteopathie als in der Praxis wirksame Methode zur sanften Intervention und Regulation herausgestellt, womit sie im Rahmen der Präventivmedizin einen Ansatz zur Stabilisierung und Stärkung des Patienten darstellt.
Auch die wissenschaftliche Evidenz der Wirksamkeit der Osteopathie wird zunehmend erforscht und durch eine Vielzahl von Studien gestützt. So listet die Akademie für Osteopathie (AfO) mittlerweile 160 studienbasierte Beiträge, deren Themenschwerpunkte von anatomischen Untersuchungen einzelner Muskeln und Knochen bis hin zur osteopathischen Behandlung des Reizdarmsyndroms und anderer schwer zu therapierender funktioneller Erkrankungen reichen. Zudem zeigt die Gründung und Etablierung genuin der osteopathischen Forschung vorbehaltener Einrichtungen wie der Osteopathie-Schule Deutschland (OSD), wie groß das Interesse auch seitens der Osteopathie ist, ihre Grundlagen zu verifizieren und auf dieser Basis sich weiter zu entwickeln.
Im H20-Tower
Simon Brenneis
Heilpraktiker, Osteopathie
Dipl. Sportwissenschaftler